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Ein Künstler über die Grenzen der Kunst

Sebastian Späth

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  1. 48 pagine
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Ein Künstler über die Grenzen der Kunst

Sebastian Späth

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Kunst ist eine Frage der Haltung. Damit der Verdruss über Kunst verschwindet und Kunst endlich wieder einen Sinn hat, müsste es, bevor es darum geht, welche Haltung ein Künstler zu einem gewissen politischen Thema einnimmt, das er mit seiner Kunst bearbeitet, um die Frage gehen, wie er vor allem sich selbst beweist, dass er Künstler ist. Nicht weil ein Kunstpublikum einem Künstler grundsätzlich misstrauen soll, sondern weil es aus dem Weg, auf dem der Künstler zu seiner Überzeugung gelangt, der heute durch die Frage erschwert wird, ob es angesichts von Terror und Flüchtlingskrise angemessen ist, weiter Kunst zu machen, eine viel größere Lehre, einen viel größeren Nutzen ziehen könnte, als aus Kunstwerken. Weil vielleicht sogar der Weg des Künstlers dorthin, zu dieser Überzeugung, die eigentliche Kunst ist.

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Informazioni

Anno
2018
ISBN
9783746041827
Edizione
2
Argomento
Arte
Categoria
Arte generale

KUNST UND HALTUNG

Die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem (Nazi-Skandal!), Manager haben ein Haltungsproblem (Diesel-Skandal!), die Politik hat ein Haltungsproblem (Verwicklungsskandal!), die katholische Kirche hat ein Haltungsproblem (Missbrauchsskandal!), Islamisten sowieso. Die ganze Welt hat offenbar ein Haltungsproblem. Selbst Gott hat eins. Oder ist die Theodizeefrage, also die Frage, ob es Gott gibt, und wenn ja, warum er dann so viel Leid zulässt, etwa etwas anderes als die Frage, ob Gott ein Haltungsproblem hat? Die Revolution, die im 18. Jahrhundert gemeinsam mit anderen Kollektivsingularen, zu denen auch die Kunst gehört, Gott abgelöst hat, hat mittlerweile auch ein Haltungsproblem (Venezuela). Und immer wird das Ganze von noch schlimmeren Krisen überschattet: von einem US-Präsidenten, der einen Atomkonflikt mit dem Iran und Nordkorea riskiert, von immer neuen unschuldigen Gefangenen in der Türkei, von immer neuen Opferrekorden, die der Terror aufstellt.
Auch die Kunst, um die es hier geht, hat ein Haltungsproblem: Es geht bei engagierter Kunst immer um die ganz großen Fragen, die sich kritisch mit unserem System auseinandersetzen, mit Kapitalismus und Neoliberalismus, die sich um die Flüchtlingskrise drehen, um Vergangenheitsbewältigung, um die Verbrechen des Nationalsozialismus und Kolonialismus, um Genderisierung oder um die Umwelt. Sie hat sich darin auf redliche Weise, indem sie zuvor etwa irgendwelche kleinen Fragen beantwortet hätte, die das Tagesgeschehen betreffen, aber keine Kompetenz erworben, sodass es keinen Anhaltspunkt dafür gibt, wodurch die Kunst die Kompetenz für die großen Fragen überhaupt besitzen sollte oder, weniger geringschätzig vielleicht, woher ihr Verantwortungsgefühl kommt.
Jedenfalls nicht, indem sie zuvor irgendwelche kleinen Fragen beantwortet hätte, die da wären: ob es Unrecht war, dass Niedersachsens MP Stephan Weil seine Rede vorab bei VW vorgelegt hat oder dass Baden-Württembergs grüner MP Winfried Kretschmann einen Diesel, also einen Luftverpester, fährt. Die Frage, ob Christian Wulff als Ex-Bundespräsident für ein türkisches Bekleidungsunternehmen arbeiten darf oder ob er damit nicht gegen die Würde des Amtes verstößt und sein Anrecht auf den Ehrensold in Höhe von jährlich 236.000 Euro verliert. Genauso, was mit Gerhard Schröder ist und seinem Aufsichtsrat-Job bei Rosneft. Warum sich in Köln nur so wenige Muslime am Friedensmarsch gegen Gewalt und islamistischen Terror beteiligt haben und warum abermals – diesmal in Barcelona – ein Verrückter in eine Menschenmenge fuhr.
Es geht bei engagierter Kunst immer um die ganz großen Fragen, aber sie beteiligt sich nicht (oder nur sehr selten) an den kleinen. Am, wie man so schön sagt, „Tagesgeschäft“.
Doch wird die Kunst im öffentlichen Diskurs darüber überhaupt vermisst? Gibt es eine Mehrheit, die sich darüber beklagt, dass Kunst sich an Diskussionen über das Tages- oder Wochengeschehen, die täglich in den Medien oder sozialen Netzwerken stattfinden, nicht beteiligt? Oder umgekehrt, dass solche Debatten im Feld der Kunst nicht stattfinden?
Beziehungsweise steht Kunst überhaupt in der Verantwortung, sich am Tagesgeschehen zu beteiligen? Sich mit kleinen Fragen aufzuhalten? Oder verliert sie dadurch nicht sogar ihren Glanz?
Zur Qualität großer Kunst zählt zwar, dass sie nah am Zeitgeist ist, aber gleichzeitig auch zeitlos und universell.
Auf der anderen Seite: Wenn Kunst sich schon für die großen Fragen verantwortlich fühlt, ist sie dann nicht umso mehr auch für die kleinen verantwortlich? Und erwartet man nicht – wenn sie schon die großen Fragen behandelt –, dass sie zuvor bereits Antworten auf die kleinen gefunden hat?
Kann man die Kunst vielleicht ein bisschen mit der Kirche vergleichen, von der sich einstmals – es ist vielleicht noch gar nicht so lange her – viele Schäfchen gewünscht hätten, dass sie sich mehr ins Tagesgeschehen einmischt, dass die Kirche sie mehr bei den kleinen, alltäglichen Fragen des Lebens stützt? Diese sich dazu aber nicht herabgelassen hat. Dadurch immer mehr an Einfluss und Bedeutung verlor, sodass sich heute kaum jemand mehr dafür interessiert, was sie zu den großen Fragen, zur Abtreibung oder Homo-Ehe etwa, zu sagen hat. Die Kunst fühlt sich verantwortlich für die großen Fragen, kann aber keine Antworten auf die kleinen finden oder interessiert sich gar nicht erst dafür.
Einerseits, ganz praktisch, kann man mit Kunst gar nicht schnell genug reagieren auf Dinge wie Dieselgate, Nazi-Vorwürfe gegen die Bundeswehr, Air Berlin-Pleite oder Leitkulturdebatte. Zwar können sich Künstler genauso wie alle anderen am öffentlichen Diskurs beteiligen, aber ehe ein Kunstwerk – ein Kunstwerk als Beitrag zu einer Debatte – fertig wäre, würde schon längst wieder ein neues Problem auftauchen und das alte in Vergessenheit geraten.
Andererseits stellt sich bei Problemen, die so gravierend sind, dass genug Zeit wäre, sich künstlerisch damit auseinanderzusetzen, die Frage, ob Kunst überhaupt ein angemessenes Mittel ist, sich mit diesem Problem zu beschäftigen, ob Kunst diesem Thema gerecht werden kann und seitens der Künstler, ob es moralisch richtig ist, daraus Kunst zu machen.
Sicher, man kann hier entgegnen: Was ist denn mit all der Kunst, die in Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus geschaffen wurde? Stolpersteine. Das Holocaustdenkmal. Sind die etwa unangemessen? Verfehlen die etwa ihre Wirkung? Sind sie nur angemessen, weil die Nazizeit vorbei ist und der Schrecken nicht mehr gegenwärtig?
Gegenfrage: Würden heute in Deutschland noch Unschuldige vom Staat nur aufgrund ihres Glaubens aus ihren Häusern verschleppt werden mit der Gewissheit, nie wieder zurückzukommen, wären dann Stolpersteine, die jetzt gerade wieder wahlkampfmäßig von Bundestagskandidaten poliert werden, eine angemessene Auseinandersetzung oder ein schöner Trost?
Die Diskussion um das geplante Einheitsdenkmal „Bürger in Bewegung“, das vor dem Haupteingang des Humboldtforums errichtet werden soll und dessen Einweihung für 2019 angesetzt ist, zeigt, wie erheblich heute die Zweifel am Sinn solcher Erinnerungs- beziehungsweise Mahnungskunst sind.
„Bürger in Bewegung" soll ein Denkmal werden für die friedliche Bürgerbewegung, die dafür gesorgt hat, dass die Mauer fiel. Aber ist es auch ein angemessenes Denkmal für die 139 Menschen, die beim Versuch, die Mauer zu überqueren, von DDR-Grenzwächtern erschossen wurden? Oder für die 1274 Menschen, die beim waghalsigen Versuch, über die Ostsee aus der DDR zu fliehen, ertranken oder an Erschöpfung und Unterkühlung starben?
Hanno Rauterberg nennt in der Wochenzeitung DIE ZEIT Beispiele, in denen eine falsche Haltung sogar Anlass für Kulturkämpfe war: Schwarze gegen Weiße im Falle Kelley Wa...

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