Gedichte aus dem Nachlass
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Gedichte aus dem Nachlass

Christine Lavant, Fabjan Hafner, Doris Moser, Fabjan Hafner, Doris Moser

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Gedichte aus dem Nachlass

Christine Lavant, Fabjan Hafner, Doris Moser, Fabjan Hafner, Doris Moser

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Fast 500, grĂ¶ĂŸtenteils unbekannte Gedichte von Christine Lavant. Eine unvergleichliche Entdeckung.»Wer das, was er schreiben muss, zurĂŒckhĂ€lt, ist vielleicht wie ein Weib, das seine Kinder vergrĂ€bt aus Angst, sie könnten dem lieben Nachbarn nicht gefallen«, stellte Christine Lavant fest. Die KĂ€rntner Dichterin schrieb zeitlebens ca. 1.800 Gedichte. Nur gut ein Drittel davon hat Lavant auch veröffentlicht. Inhaltlich kĂŒhnere, formal riskantere Gedichte hielt sie zunĂ€chst zurĂŒck, und nach der Veröffentlichung ihres dritten großen Gedichtbandes »Der Pfauenschrei« (1962), als ihre dichterische Stimme nahezu verstummt war, wollte sie von Veröffentlichung nichts mehr wissen. Viele Gedichte aus dem Nachlass zeigen ungeschĂŒtzt und zugĂ€nglich, wo Lavants bildgewaltige Dichtung ihren Ausgang nimmt. Es ist eine Lyrik, von der Monika Rinck sagt, sie sei »die ungeheure Transformation von Schmerz und Leid in ein großes, kraftvolles und zuweilen immens komisches Werk«.Der dritte Band der vierbĂ€ndigen Werkausgabe enthĂ€lt eine Auswahl aus den nachgelassenen Gedichten aus allen Schaffensperioden, darunter auch das lange Zeit verschollene, erst kĂŒrzlich wieder entdeckte Erstlingswerk »Die Nacht an den Tag«, das 1948 zwar gesetzt, aber nie gedruckt wurde. Drei Viertel der hier versammelten Gedichte sind Erstveröffentlichungen, die ĂŒbrigen wurden zuvor in diversen Nachlasspublikationen publiziert.

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Information

Year
2017
ISBN
9783835341012

Nachlass Christine Lavant

An gottverlassenen Regentagen
kannst du – wenn du ganz einsam bist –
und vom Scheitel bis zu den ZehennÀgeln
keine einzige furchtsame Stelle mehr hast
sehen oder auch riechen
wie die Erde aus sich kommt.
Und immer wirst du am selben Ort
deiner vollstÀndigen Leiblichkeit
von nah oder weit her verstÀndigt werden
dass Alles jetzt Eins ist.
Es wird – sofern du noch dreifach lebst –
das mittlere Drittel dein Scheitel sein
ein durch und durch klares GedÀchtnis
handbreit unterm Herzen.
Von dorther – wĂ€hrend dein Augenlicht
dich umsichtig ĂŒber die Straßen fĂŒhrt –
wirst du gewahren als Strahl oder Duft
einen unversehrbaren Über-Leib
um alles was aus dem Erdenleib kommt
oder auch nur seine Haut berĂŒhrt
und darĂŒber beherzt wird.
Es kann dann sein dass ein Baum entbrennt
ganz schwarze Fichte im Feuermantel
ein Feuer in welchem der Regen erlöscht
handbreit unterm Baum, aber ĂŒbermĂ€chtig
wider die grĂ¶ĂŸte Verlassenheit
fĂŒr jeden der noch alleinig ist
unterm Schutzmantel unserer Erde.
Auf und nieder ohne BrĂŒcke
ĂŒbers Wasser geht der Wind.
Mit ganz dĂŒrren Fieberworten
mit ganz grellen Fiebergriffen
reißt er aus dem Schlaf die Weiden
in ganz silberweiße Angst
und den Hopfen dreht er anders
um ganz fremde starre StÀmme
die verfeindet sind.
Auf und nieder auf der BrĂŒcke
aus dem Halbschlaf taucht mein Hirn.
Mit halbklaren Kummerworten
mit halbwahren AuszÀhlbildern
tilgt es aus den Brand im Fieber
kreist es ein die Weidenangst
legt zurĂŒck die Hopfenschlingen
fĂŒr die Fallsucht und den Schlaf.
Aus der steinalten Weltkugel-Angst
bist du der schon ganz fĂŒrchtig war
einen halben Schritt – einen wirklich halben –
meiner nicht mehr wirklichen armen Seele
versuchsweise noch einmal nachgegangen
doch da schrieen die Steine.
Deine schrieen und meiner sprang.
Sprang wie ein plötzlich erwachtes Tier
mit viel erschrockenen HasenkrÀften
schnellend dem nicht mehr Wirklichen nach
im Fange es reißend und ordnend
sich einverleibend als Hund und Wolf
dann wiederkÀuend als Sanftmut
vor deinem zurĂŒckgezogenen halben
Schritt aus der Kugel der Furcht.
Jetzt tropft Milch durch die Steine.
Blindschleiche wartet und Wetterdistel.
Zwischen Himmel und Hier hÀngt verhaftet der Mond.
Vielleicht geht ein Stern jetzt den Milchweg zurĂŒck
und findet das Licht und den SchlĂŒssel?
Im Ziegelstaube im Stechapfelstock
vielleicht auch im Zwiesel der Friedhofpappel
ganz sicher aber im Augenjoch
des Angenagelten finde ich ...

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