Gedichte aus dem Nachlass
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Gedichte aus dem Nachlass

Christine Lavant, Fabjan Hafner, Doris Moser, Fabjan Hafner, Doris Moser

  1. 654 Seiten
  2. German
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Gedichte aus dem Nachlass

Christine Lavant, Fabjan Hafner, Doris Moser, Fabjan Hafner, Doris Moser

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Fast 500, größtenteils unbekannte Gedichte von Christine Lavant. Eine unvergleichliche Entdeckung.»Wer das, was er schreiben muss, zurückhält, ist vielleicht wie ein Weib, das seine Kinder vergräbt aus Angst, sie könnten dem lieben Nachbarn nicht gefallen«, stellte Christine Lavant fest. Die Kärntner Dichterin schrieb zeitlebens ca. 1.800 Gedichte. Nur gut ein Drittel davon hat Lavant auch veröffentlicht. Inhaltlich kühnere, formal riskantere Gedichte hielt sie zunächst zurück, und nach der Veröffentlichung ihres dritten großen Gedichtbandes »Der Pfauenschrei« (1962), als ihre dichterische Stimme nahezu verstummt war, wollte sie von Veröffentlichung nichts mehr wissen. Viele Gedichte aus dem Nachlass zeigen ungeschützt und zugänglich, wo Lavants bildgewaltige Dichtung ihren Ausgang nimmt. Es ist eine Lyrik, von der Monika Rinck sagt, sie sei »die ungeheure Transformation von Schmerz und Leid in ein großes, kraftvolles und zuweilen immens komisches Werk«.Der dritte Band der vierbändigen Werkausgabe enthält eine Auswahl aus den nachgelassenen Gedichten aus allen Schaffensperioden, darunter auch das lange Zeit verschollene, erst kürzlich wieder entdeckte Erstlingswerk »Die Nacht an den Tag«, das 1948 zwar gesetzt, aber nie gedruckt wurde. Drei Viertel der hier versammelten Gedichte sind Erstveröffentlichungen, die übrigen wurden zuvor in diversen Nachlasspublikationen publiziert.

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Information

Jahr
2017
ISBN
9783835341012

Nachlass Christine Lavant

An gottverlassenen Regentagen
kannst du – wenn du ganz einsam bist –
und vom Scheitel bis zu den Zehennägeln
keine einzige furchtsame Stelle mehr hast
sehen oder auch riechen
wie die Erde aus sich kommt.
Und immer wirst du am selben Ort
deiner vollständigen Leiblichkeit
von nah oder weit her verständigt werden
dass Alles jetzt Eins ist.
Es wird – sofern du noch dreifach lebst –
das mittlere Drittel dein Scheitel sein
ein durch und durch klares Gedächtnis
handbreit unterm Herzen.
Von dorther – während dein Augenlicht
dich umsichtig über die Straßen führt –
wirst du gewahren als Strahl oder Duft
einen unversehrbaren Über-Leib
um alles was aus dem Erdenleib kommt
oder auch nur seine Haut berührt
und darüber beherzt wird.
Es kann dann sein dass ein Baum entbrennt
ganz schwarze Fichte im Feuermantel
ein Feuer in welchem der Regen erlöscht
handbreit unterm Baum, aber übermächtig
wider die größte Verlassenheit
für jeden der noch alleinig ist
unterm Schutzmantel unserer Erde.
Auf und nieder ohne Brücke
übers Wasser geht der Wind.
Mit ganz dürren Fieberworten
mit ganz grellen Fiebergriffen
reißt er aus dem Schlaf die Weiden
in ganz silberweiße Angst
und den Hopfen dreht er anders
um ganz fremde starre Stämme
die verfeindet sind.
Auf und nieder auf der Brücke
aus dem Halbschlaf taucht mein Hirn.
Mit halbklaren Kummerworten
mit halbwahren Auszählbildern
tilgt es aus den Brand im Fieber
kreist es ein die Weidenangst
legt zurück die Hopfenschlingen
für die Fallsucht und den Schlaf.
Aus der steinalten Weltkugel-Angst
bist du der schon ganz fürchtig war
einen halben Schritt – einen wirklich halben –
meiner nicht mehr wirklichen armen Seele
versuchsweise noch einmal nachgegangen
doch da schrieen die Steine.
Deine schrieen und meiner sprang.
Sprang wie ein plötzlich erwachtes Tier
mit viel erschrockenen Hasenkräften
schnellend dem nicht mehr Wirklichen nach
im Fange es reißend und ordnend
sich einverleibend als Hund und Wolf
dann wiederkäuend als Sanftmut
vor deinem zurückgezogenen halben
Schritt aus der Kugel der Furcht.
Jetzt tropft Milch durch die Steine.
Blindschleiche wartet und Wetterdistel.
Zwischen Himmel und Hier hängt verhaftet der Mond.
Vielleicht geht ein Stern jetzt den Milchweg zurück
und findet das Licht und den Schlüssel?
Im Ziegelstaube im Stechapfelstock
vielleicht auch im Zwiesel der Friedhofpappel
ganz sicher aber im Augenjoch
des Angenagelten finde ich ...

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