Fatrasien
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Fatrasien

Absurde Poesie des Mittelalters

Ralph Dutli

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  1. 144 Seiten
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Fatrasien

Absurde Poesie des Mittelalters

Ralph Dutli

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Über dieses Buch

Wer auf die "Fatrasien" stößt, traut seinen Augen nicht. Wie kann es sein, dass diese surrealistisch anmutenden, erstaunlich modern wirkenden absurden Sprachspektakel im tiefsten Mittelalter entstanden sind? Eine tollkühne Fantasie hat hier um das Jahr 1290 reimend Dinge zusammengebracht, die nie und nimmer zusammengehören. Sind es Ausgeburten der Lachkultur, der Karnevalskunst, sind es hochbrisante Zaubersprüche, heilsame Beschwörungen oder purer Nonsens? Die unmögliche Poesie der "Fatrasien" gibt viele Rätsel auf. Ihr Name ist Verballhornung der "Fantasie"; alles kann mit allem verknüpft werden, Zartes und Krudes, Deftiges und Obszönes, die unverrückbaren Gesetze von Zeit und Raum sind außer Kraft gesetzt. Die anonymen "Fatrasien" aus der nordfranzösischen Stadt Arras sind nur in einer einzigen Handschrift des 13. Jahrhunderts aufbewahrt worden. Nach mehr als siebenhundert Jahren hat Ralph Dutli sie nun erstmals ins Deutsche übersetzt und legt damit eine bisher unbeachtete Wurzel der modernen Poesie frei.

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Information

Verlag
Wallstein
Jahr
2012
ISBN
9783835323933
Anonym:
Die Fatrasien aus Arras

1

Frost ohne Kälte
verlieh zu Wucherzinsen
wenig für gar nichts.
Kein Lebewesen
spannte Saphire
aus dem Orient auf die Folter.
Schönwetter aus Regen und Wind
und hellichter Tag bei finstrer Nacht
lieferten sich ein Turnier;
auf einer Handvoll saubersten Drecks
schmolzen sie Kupfer in Dinant.
Jaler sans froidure
Prestoit a usure
Auques por noient.
Nule creature
Metoit em presure
Safirs d’Oriant.
Biau tans de pluie et de vent
Et cler jor par nuit oscure
Firent un tornoyement;
Sor plain poing de neste ordure
Fondoient coyvre a Dynant.
Dinant: Stadt an der Meuse im heutigen Belgien, im Mittelalter bekannt für ihre Kupferwaren.

2

Ein Käse aus Wolle
trägt eine Woche
hin zum Sankt-Remigius-Tag,
und eine Strohpuppe
rannte über die Seine
auf anderthalb Fürzen;
die Welt spaltete sich mittendurch.
Eine Käsemade mit angezapfter Vene
sagte zu ihnen: »Bei meiner Seele,
ich habe einen Scheffel Hafer
in den Arsch einer Ameise gesteckt.«
Fourmage de laine
Porte une semaine
A la Saint Remi,
Et une quintaine
Couroit parmi Saine
Sor pet et demi;
Li siecles parti parmi.
Uns suirons sainiez de vaine
Leur dit:«Par l’ame de mi,
J’ai repost un mui d’avaine
Dedenz le cul d’une fremi».
Sankt-Remigius-Tag: der 1. Oktober, zu Ehren von Saint Rémy (um 437 bis 530 n. Chr.), Bischof von Reims; wichtiger Zahltermin.

3

Ein Brettspiel
besingt einen Kerker
aus hingebungsvoller Liebe.
Ein fliegendes Schloss
nähte mit einer weichen Birne
einen Ofen wieder zusammen.
Sie wären von ihrem Turm gestürzt,
wäre nicht ein Strohballen gewesen,
der sich vor Tageslicht bewaffnete
für ein Würfelspiel,
das den höchsten Turm zu Fall brachte.
Uns giex de nipole
Chante une jaiole
De loial amour.
Uns chastiaus qui vole
D’une poire mole
Recousoit un four.
Ja cheïssent de lor tour,
Ne fust une palevole
Qui s’arma devant le jour
Por le gieu de la grimole,
Qui minoit la maistre tour.

4

Eine Wurst aus Glas
machte ihr Gepäck bereit,
um nirgendwohin zu gehen.
Ein Flame aus Burgund
pupste, um besser zu furzen,
Lateinisches auf griechisch,
und ein Furz auf hebräisch
machte Humpen aus Jouarre;
er stürzte sich in große Unkosten,
als ein kleines Bündel Stroh
ein neues Spiel begann.
Andoille de voirre
Aprestoit son oyrre
Por aler nuleu.
Uns Flamens d’Auçuerre
Vessoit por miex poirre
De latin en grieu,
Et uns pez fait en ebrieu
I faisoit hanas de Juerre;
Molt ...

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