Ethik
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Rochus Leonhardt

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Rochus Leonhardt

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Über dieses Buch

Ethik ist eine wissenschaftliche Disziplin, in der die Frage nach dem moralisch richtigen Handeln des Menschen erörtert wird. Obwohl sie also keine spezifisch theologische Wissenschaft ist, begegnet sie im Spektrum der theologischen Fächer als eine Teildisziplin der Systematischen Theologie. Dies liegt daran, dass der christliche Glaube auch eine lebens- und damit handlungsorientierende Bedeutung hat.Das Lehrbuch des Leipziger Theologen Rochus Leonhardt widmet sich in einem ersten Teil der Etablierung der Ethik als einer philosophischen Disziplin und fragt nach der Spezifik der theologischen Ethik. Ein zweiter Teil thematisiert zentrale biblische Bezugstexte und Leitbegriffe der christlichen Ethik und stellt maßgebliche Ethik-Typen vor. Der dritte Teil behandelt wichtige individual- und sozialethische Themen. Leitend ist dabei die Orientierung an den rechtfertigungstheologischen Grundeinsichten Martin Luthers.[Ethics]Ethics is a philosophical discipline whose issue is morally right and wrong in human actions. Although it is therefore not a specifically theological academic discipline, it is encountered in the spectrum of theological subjects as a sub-discipline of systematic theology. This is due to the fact the Christian faith also gives an orientation for the life and actions of human beings.The textbook of the Leipzig theologian Rochus Leonhardt consists of three parts. The first part treats the establishment of ethics as a philosophical discipline and the specifics of theological ethics. A second part deals with central biblical reference texts and guiding concepts of Christian ethics and presents authoritative types of ethics. The third part deals with important issues of individual ethics and social ethics. The guiding principle here is the orientation to Martin Luther's theological insights on justification.

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Information

1.
ZU BEGRIFF UND ENTSTEHUNG DER (CHRISTLICHEN) ETHIK

In diesem ersten Hauptteil wird zunächst erläutert, was im vorliegenden Lehrbuch unter Ethik im Allgemeinen verstanden wird (1.1). Diese Erläuterung vollzieht sich so, dass die Bedeutungen der Wörter Ethik und Moral jeweils bestimmt und dadurch voneinander abgegrenzt werden (1.1.1). Das dabei erzielte Ergebnis wird dann die Frage nach dem Verhältnis von Moral und Recht aufwerfen, die ebenfalls einer Klärung zugeführt wird (1.1.2). Ausgehend von der Feststellung, dass die Unterscheidung von Recht und Moral die Möglichkeit einer moralisch fundierten Kritik geltenden Rechts sichert, wird schließlich der für solche Kritik regelmäßig herangezogene Begriff des Naturrechts genauer erläutert (1.1.3).
In einem zweiten Schritt (1.2) werden die Hintergründe der Entstehung der Ethik als einer philosophischen Disziplin dargestellt (1.2.1/1.2.2), gefolgt von einigen Hinweisen ZU ARISTOTELES (384–322 v. Chr.), in dessen praktischer Philosophie sich der Durchbruch zur Etablierung einer selbständigen philosophischen Ethik und ihrer wirkungsgeschichtlich bedeutsamen (teilweise auch in diesem Lehrbuch rezipierten; vgl. 3.0) internen Gliederung manifestiert (1.2.3).
An dritter Stelle (1.3) wird zunächst entfaltet, was speziell unter christlicher Ethik zu verstehen ist (1.3.1). Damit sind die Ausführungen dieses Kapitels beim eigentlichen Thema dieses Buches angekommen, nämlich bei der Ethik als einer Teildisziplin der (Systematischen) Theologie. Wie sie konkret profiliert ist, wird sowohl im Blick auf das biblische Fundament des christlichen Glaubens (1.3.2) als auch in wissenschaftssystematischer Hinsicht erläutert (1.3.3); dabei geht es sowohl um die enzyklopädische Verortung der Ethik in der christlichen Theologie als auch um die Klärung des Verhältnisses der theologischen zur philosophischen Ethik.

1.1 BEGRIFFSKLÄRUNGEN

Auf die Frage nach den Differenzen im Gebrauch der Wörter Ethik und Moral (1.1.1) geben unterschiedliche Zeitgenossen erfahrungsgemäß verschiedene Antworten. Ähnliches gilt für die Frage nach dem Verhältnis von Moral und Recht (1.1.2); auch hier gibt es im Blick auf eine sachgerechte Verhältnisbestimmung ganz unterschiedliche landläufige Auffassungen. Im Blick auf die Profilierung des in der vorliegenden Darstellung verwendeten Ethik-Begriffs soll an diesen Punkten ein wenig Klarheit geschaffen werden. Schließlich (1.1.3) ist auf den Begriff des Naturrechts einzugehen, in dem sich das komplexe Verhältnis von Moral und Recht gleichsam verdichtet.

1.1.1 ETHIK UND MORAL

Zunächst ist festzuhalten, dass die Wörter Ethik und Moral im Blick auf ihre Etymologie (Wortherkunft) im Prinzip dasselbe bedeuten. Beim Wort Ethik handelt es sich um ein auf das griechische
(ēthos) oder
(éthos) zurückgehendes Fremdwort. Beide Wörter bedeuten gemeinsam Gewohnheit oder Sitte. Das Wort
(ēthos) kann darüber hinaus noch als Wohnort und auch als Charakter übersetzt werden. Das Wort Moral geht zurück auf das lateinische mos, das sowohl für Sitte als auch für Charakter stehen kann und damit die Bedeutungen von
(ēthos) und
(éthos) im Wesentlichen vereint. – Die aufgewiesene Bedeutungsidentität in etymologischer Hinsicht verweist darauf, dass einer Differenzierung im Wortgebrauch eine terminologische Entscheidung zugrunde liegt.
Als Grundlage einer solchen Entscheidung kann zunächst die Tatsache gelten, dass der Philosoph ARISTOTELES den Bereich des »Sittlichen«
1/tà ēthiká), also die Gesamtheit derjenigen Dinge, die Gewohnheit, Sitte und Brauch betreffen, als Gegenstand einer eigenen Wissenschaft verstanden und dieser Wissenschaft die Bezeichnung
(ēthikè theoría) gegeben hat.2 In Anlehnung an diese Benennung gilt Ethik als Ausdruck für jenen Teil der Philosophie, der sich mit dem menschlichen Handeln befasst, und ARISTOTELES gilt als erster programmatischer Vertreter der Ethik als Wissenschaft (vgl. 1.2.3). In der lateinischsprachigen Tradition kam es dann, neben einer Übernahme des griechischen Ausdrucks in latinisierter Form (ethica),3 zu der Wortbildung Moralphilosophie (philosophia moralis); damit bezeichnete namentlich der römische Politiker und Philosoph MARCUS TULLIUS CICERO (106–43 v. Chr.) die philosophisch-wissenschaftliche Behandlung des »Sittlichen« (de moribus).
»[Q]uia pertinet ad mores, quod
[ēthos] illi vocant, nos eam partem philosophiae de moribus appellare solemus, sed decet augentem linguam Latinam nominare moralem.« (Cicero, De fato/Über das Schicksal, 6 f.: 1,1)
»[D]a sich dieser Teil der Philosophie mit den mores – die Griechen sprechen von êthos – befasst, verwenden wir für ihn gewöhnlich die Bezeichnung de moribus [über Charakter und Sitten]; doch würde es meinem Bestreben nach einer Erweiterung der lateinischen Sprache entsprechen, ihn moralis zu nennen.« (Übersetzung: PAOLA CALANCHINI)
Das bisher Ausgeführte ist im Folgenden zusammengefasst.
Bezeichnungen der
wissenschaftlichen
(philosophischen) Disziplin
Gegenstand der
wissenschaftlichen
(philosophischen) Disziplin
ARISTOTELES
(ēthikè theoría)
das menschliche Handeln – die Gesamtheit derjenigen Dinge, die Gewohnheit, Sitte und
Brauch betreffen: (ta ēthiká); mores, quod
[ēthos] illi vocant
Lateinische Tradition
Ethica
CICERO
Philosophia moralis/de moribus
Vor diesem Hintergrund legt es sich nahe, unter Ethik (oder Moralphilosophie) diejenige wissenschaftliche Disziplin zu verstehen, die die Moral zum Gegenstand hat. Unter Moral wird dabei das gelebte Ethos verstanden: die Gesamtheit der das menschliche (Zusammen-)Leben in einem bestimmten Kontext bestimmenden Gewohnheiten, Sitten oder Bräuche, kurz: das menschliche Handeln, sofern es von bestimmten Werthaltungen getragen ist.
In diesem Sinne kann auch »das Ganze der moralischen Einstellung und des moralischen Verhaltens eines Menschen« als dessen Ethos bezeichnet werden.4
Die skizzierte terminologische Entscheidung hat sich in einer prägnanten und viel rezipierten Formulierung des deutschen Soziologen und Systemtheoretikers NIKLAS LUHMANN (1927–1998) niedergeschlagen; LUHMANN versteht die Ethik als eine »Reflexionstheorie der Moral«.5 Diese Definition impliziert freilich eine hier kurz zu skizzierende ...

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