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Zwischen Frankfurt, Marrakesch und Kabul
Nadia Bousrouf, Ralf Frassek, Nadia Bousrouf, Ralf Frassek
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- 368 pages
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Zwischen Frankfurt, Marrakesch und Kabul
Nadia Bousrouf, Ralf Frassek, Nadia Bousrouf, Ralf Frassek
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Ă propos de ce livre
Auf den ersten Blick scheint es wohl kaum einen Bereich des Privatrechts zu geben, in dem mehr und unterschiedlichere Regelungen existieren, als das Eherecht. Dies gilt fĂŒr die Gegenwart in internationaler und regionaler Perspektive, aber auch fĂŒr die geschichtliche Betrachtung.Richtet man dagegen den Blick auf die Ursachen eherechtlicher Problemsituationen und versucht sie als abstrakte, zeit- und raumĂŒbergreifende PhĂ€nomene zu begreifen, dann könnte die Analyse der jeweiligen Konfliktursachen und Lösungsstrategien ĂŒberraschende Gemeinsamkeiten, ĂŒber Zeiten, Regionen und Kulturen hinweg hervortreten lassen und ein unerwartet reiches und auĂerordentlich kompatibles Erkenntnispotential bieten.
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Informations
Zozan Cahide Arslan
Die Ehe in der kurdisch-ĂȘzĂźdĂźschen Kultur Teil 1 â EinfĂŒhrung
- Einleitung
- Aktuelle Lage
- Wer sind die Kurden?
- Religionen der Kurden
- Wer sind die ĂzĂźden?
- Die Glaubensgrundlagen des ĂzĂźdentums
- Heilige Personen und Persönlichkeiten / die Engel
- Das Kastensystem
- Religiöse FĂŒhrer und Gelehrte
- Heilige BĂŒcher
- Heilige StÀtten, Symbole und GegenstÀnde
- Heilige Tage / ĂzĂźdische Feiertage und Feste im Jahreskreis
- Ein Muss fĂŒr alle ĂzĂźden
- Traditionen und BrÀuche
I. Einleitung
Im Laufe der Zeit existierten vielzĂ€hlige religiöse Gruppierungen. Vielen dieser Gemeinschaften gelang es nicht sich durchzusetzen. Manchen gelang es, trotz starker geographischer, gesellschaftlicher, politischer und ökonomischer VerĂ€nderungen, ihre Religion zu bewahren. Die Menschen sind geprĂ€gt von ihrer Gemeinschaft, ihrer Religion oder ihrer Volkszugehörigkeit. Jede dieser Gruppen hat Regeln, kulturelle Gewohnheiten, Rituale oder Traditionen. Die ĂzĂźden, AnhĂ€nger des ĂzĂźdentums, konnten trotz des Wandels der Umgebung ĂŒberleben. Sie waren sowohl aufgrund ihrer religiösen Ansicht, als auch ihrer Volkszugehörigkeit UnterdrĂŒckung und Kriegen ausgesetzt. Die ĂzĂźden sind Kurden und es gehören ca. 800.000472 Menschen dem ĂzĂźdentum an, womit sie innerhalb der kurdischen Gesellschaft, welche mehrheitlich sunnitische Muslime sind, Minderheit bilden.473 Ihnen ist trotz UnterdrĂŒckung, Folter, Vertreibung, Verfolgung und Tötung ĂŒber 1000 Jahre474 bis in die heutige Zeit gelungen ihre Gemeinschaft, ihre eigenen Riten und ihre Kultur beizubehalten und mĂŒndlich zu ĂŒberliefern. Selbst heute im 21. Jahrhundert werden sie mit all dem konfrontiert. Der IS (Islamischer Staat) unterdrĂŒckt, foltert, vertreibt, verfolgt, ermordet, vergewaltigt und köpft die ĂzĂźden aufgrund ihres Glaubens. Durch die jĂŒngsten Ereignisse sind sie in den Fokus der Ăffentlichkeit getreten. Die ĂzĂźden hatten nie ein selbstverwaltetes und kulturell selbstbestimmtes Gebiet. Die Kurden besaĂen fĂŒr eine kurze Zeit die Republik Kurdistan,475 welche vom 22. Januar bis zum 16. Dezember 1946 bestand, und unter PrĂ€sident Qazi Mohammed ausgerufen wurde.476 Die ĂzĂźden haben es geschafft zu ĂŒberleben, jedoch ist die kurdisch-ĂȘzĂźdĂźsche Religion, im Gegensatz zum Judentum, Christentum und dem Islam, bis dato weitgehend unbekannt. Auch ĂŒber ihre Existenz haben die wenigsten Kenntnis. Selbst eine groĂe Anzahl der Kurden weiĂ nicht vom ĂzĂźdentum und sofern ihnen etwas bekannt ist, dann wird ihnen meistens nur vorgeworfen, dass sie Teufels- oder Sonnenanbeter seien und man den Namen des Teufels bei ihnen nicht aussprechen darf. Das ĂzĂźdentum schreibt ein Kastensystem477 vor, wodurch die ĂzĂźden in verschiedenen Bereichen des Lebens mit EinschrĂ€nkungen konfrontiert werden. Aufgrund des Kastensystems unterscheidet sich die Religion der ĂzĂźden besonders von anderen Religionen. Die jeweiligen Kasten haben verschiedene Aufgaben. Eine Besonderheit, die im ĂzĂźdentum hervorsticht, ist die Heiratsregel, die es den ĂzĂźden vorschreibt, nur innerhalb des ĂzĂźdentums und ihrer eigenen Kaste zu heiraten.478 Vor allem diese strengen Heiratsregeln rufen auch in Deutschland viele Probleme vor. Aufgrund dessen, dass das ĂzĂźdentum eine wenig erforschte Religion ist, bedarf es einer ausfĂŒhrlicheren Darstellung der Kultur und Religion, damit man die Probleme erkennt und durch diesen Ăberblick einen in einem spĂ€teren Band folgenden zweiten Beitrag die eherechtlichen Thematiken nachvollziehen kann. Literatur zur Thematik der ĂzĂźden gibt es nur wenig. In jĂŒngster Zeit jedoch, beschĂ€ftigen sich immer mehr Individuen mit dem ĂzĂźdentum und verfassen darĂŒber Texte. Auch die ĂȘzĂźdĂźschen Jugendlichen setzen sich immer mehr mit ihrer Konfession auseinander und bilden Arbeitskreise, aus denen Texte, AufsĂ€tze, Berichte etc. ĂŒber das Leben der ĂzĂźden und ihrer Konfession entstehen. AuĂerdem haben sich immer mehr ĂȘzĂźdĂźsche Vereine gebildet, in denen die ĂzĂźden zusammen kommen und auf diese Weise eine Anlaufstelle fĂŒr Informationen bilden. Aufgrund dessen, dass in der kurdischen Gesellschaft der Bildung ein höherer Stellenwert zugesprochen wird als frĂŒher, forschen, informieren, berichten und schreiben die Jugendlichen mehr als in der Vergangenheit. Auch der Wandel der Zeit hat dazu beigetragen, dass die ĂzĂźden sich nicht mehr aufgrund von Angst verstecken mĂŒssen und zumindest in Deutschland die Freiheit genieĂen ihre Religion auszuĂŒben und diesbezĂŒglich zu forschen. Die ĂzĂźden werden seitens des deutschen Staates unterstĂŒtzt und bei der Forschung und AusĂŒbung ihrer Religion gefördert. Aus aktuellem Anlass wird zunĂ€chst auf die Ăbergriffe des IS gegen die Kurden und vor allem ĂzĂźden eingegangen. Daraufhin wird die Volkszugehörigkeit und Religion der ĂzĂźden erlĂ€utert.
II. Aktuelle Lage
1. Der IS (frĂŒher ISIS)
Die Terrororganisation IS, âIslamischer Staatâ (frĂŒher ISIS âIslamischer Staat im Irak und in Syrienâ) ist eine der radikalsten islamistischen Gruppen im Nahen Osten, die fĂŒr einen sunnitischen Gottesstaat im arabischen Raum kĂ€mpft. Der IS resultierte aus dem irakischen Widerstand der 2003 gegrĂŒndeten Gruppe âTawhid und Dschihadâ, welche sich gegen die US-Invasion wandte. Der IS ĂŒberfiel im Irak nicht nur US-Soldaten, auch auf Schiiten und Christen wurden SelbstmordanschlĂ€ge verĂŒbt. Der Iraker Abu Bakr Al-Bagdadi ist seit Mai 2010 der AnfĂŒhrer des IS. Im FrĂŒhjahr 2013 intervenierte der IS in den syrischen BĂŒrgerkrieg und gewann an Macht. Der IS wird vor allem durch Spenden aus den Golfstaaten Katar und Saudi-Arabien finanziert, jedoch auch durch Wegzölle entlang der Grenzen zwischen Syrien und Irak. In der Terrororganisation kĂ€mpfen internationale Brigaden, unter ihnen befinden sich Muslime aus Nordafrika und den arabischen Golfstaaten und Konvertiten aus Europa und Nordamerika.479
2. Die Ăbergriffe des IS auf religiöse und ethnische Minderheiten
Anfang August marschierte der IS von Syrien in den Irak. Die IS-Terroristen begannen eine extreme Operation gegen die Kurden im Irak. Sie eroberten in der Provinz Mossul die StĂ€dte Zummar und Sinjar. Am 7. August nahmen die Extremisten des IS die christlichen StĂ€dte Karakosch, Tel Kaif, Bartella und Karamlisch ein.480 Zur selben Zeit ĂŒberfielen sie Gwer und Makhmur, StĂ€dte in der nĂ€he der kurdischen Hauptstadt Erbil im Nordirak. Die Ăbergriffe des IS verursachten eine Massenflucht von ethnischen und religiösen Minderheiten auf dem Land rund um Mossul.481 Die ersten FlĂŒchtlinge, die Schiiten, ergriffen im Juni aus Tal Afar bei Mossul die Flucht. Die Schiiten wurden von den IS-AnhĂ€ngern ermordet, ohne Konsequenzen daraus tragen zu mĂŒssen. AnschlieĂend waren die Christen gezwungen aus Mossul-Stadt fortzugehen,482 was im Gegensat...